Allgemeines zur Agoraphobie

Agoraphobie/Platzangst hat nichts mit der Angst vor engen Räumen, also der Klaustrophobie zu tun. Der Ausdruck kommt aus dem Altgriechischen und setzt sich aus den Wörtern Agora = Marktplatz und Phobie = Angst zusammen und bedeutete ursprünglich Angst vor dem Marktplatz, was soviel bedeutet wie Angst vor Öffentlichkeit. Meistens wird der Begriff Agoraphobie heutzutage dann verwendet, wenn jemand aus Angst vor der Angst (Siehe später) grössere wie auch kleinere Menschenansammlungen meidet und ihn die Krankheit dazu zwingt, seine sozialen Kontakte stark einzuschränken. Derartige Angstzustände eignen sich hervorragend, um eine Ausmusterung zu erreichen.

Immer wieder, wenn ich auf das Thema Angstzustände zu sprechen komme, ohne näher zu erläutern, was ich meine, höre ich von meiner Kundschaft: " Ja, genau das habe ich auch, ich fürchte mich wahnsinnig davor, zur Bundeswehr eingezogen zu werden, weil ich nur einen zeitlich begrenzten Arbeitsvertrag habe und danach bin ich dann arbeitslos... "

Um diese Ängste geht es hier aber nicht ! Wenn du deinem Arzt so etwas oder so etwas ähnliches schilderst, wird ihm dies höchstwahrscheinlich nur ein müdes Lächeln entlocken. Er würde es als absolut normale Bedenken einstufen, die wohl jeder andere auch bekäme, dem eine einschneidende Änderung seiner Lebensumstände bevorsteht. Es sind keine Ängste im pathologischen Sinn.

Die Ängste, mit denen sich eine Ausmusterung erreichen lässt, möchte ich dir einmal anhand eines Beispiels schildern. Stell dir einmal folgendes vor. Du stehst mit deinem Einkaufswagen in einem gut besuchten Supermarkt in der Schlange vor der Kasse. Plötzlich setzt dein Herz aus (zumindest hast du das so oder so ähnlich empfunden) um danach wieder stolpernd in Gang zu kommen. Du denkst: Oh Gott, da stimmt etwas nicht mit mir ! Nun fängt dein Herz an, immer schneller zu schlagen. Dir wird ganz unwohl, deine Hände werden feucht. Du schaust dich um, ob auch niemand der umstehenden Personen etwas mitbekommt. Oh Gott, wie peinlich ! Du glaubst, du erleidest gerade einen Herzinfarkt.

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Der Fachmann spricht hier von "agoraphobischem Vermeidungsverhalten". Hierbei handelt es sich um die Vermeidung von Situationen, in denen du festgehalten bist oder dich zumindest festgehalten fühlst. Festgehalten bist du in Situationen wie z. B. im Flugzeug, Zug, auf dem Schiff oder in jeder ähnlichen Situation, in der du nicht einfach zu irgend jemand sagen kannst: " Halte mal schnell an, mir ist schlecht, ich will raus !“

Situationen, in denen du dich festgehalten fühlst, sind z. B. Kino, wenn du in der Mitte einer Reihe sitzt (hier müsstest du erst zu 15 Leuten sagen: Steht bitte einmal auf und lasst mich raus) Im Restaurant beim Essen mit Freunden (auch dort könntest du dich lächerlich machen, wenn du Ihnen erklären müsstest, dass du jetzt gerade Angst hast) oder zum Beispiel beim Friseur, wenn du gerade die Haare gewaschen bekommst. Hier kannst du nämlich auch nicht sofort aufstehen und hinauslaufen, ohne dass dich jemand komisch anschaut.

Wenn du hier ein wenig weiter überlegst, werden dir noch dutzende Situationen einfallen, in welchen du eine Panikattacke erleiden könntest. Der Fachmann spricht hier von angstbesetzten Situationen. Spätestens an dieser Stelle müsste dir eigentlich klargeworden sein, warum du mit dieser Krankheit weder Wehr- noch Zivildienst leisten kannst.

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